Geschichte

Die Anfänge

Anfang 1983 schreckte Dr. Sylvia Habermann, von 1981 bis 2017 Leiterin von Stadtarchiv und Historischem Museum (bis 1996: Stadtmuseum), den Bayreuther Stadtrat auf: Die Sammlungsräume des Museums im Neuen Schloss seien verschimmelt, die Ausstellungsobjekte gefährdet, teilweise schon beschädigt. Kurz darauf musste das Museum der notwendigen Sanierungsarbeiten wegen seine bisherige Unterkunft räumen, in der es seit 1924 (!) provisorisch untergebracht war. 1984 zeigte das lange vernachlässigte, nun auch noch heimatlos gewordene Museum im Neuen Rathaus ausgewählte Objekte aus seiner jetzt verpackten und eingelagerten Sammlung (Stichwort "Museum in Kisten") und machte mit dieser Ausstellung auf seine Notlage aufmerksam. Die Wirkung war enorm!

In ungeahntem Ausmaß erwachte plötzlich das Interesse der Bayreuther an "ihrem" Stadtmuseum. Eine Bürgerinitiative entstand, die sich auf Betreiben der rührigen Unternehmerin Barbara Froemel-Feustel als "Freunde des Stadtmuseums Bayreuth e.V." organisierte. Der neu gegründete Verein lud schon am 19. November 1984 zu einer ersten Mitgliederversammlung in den Balkonsaal der Stadthalle ein. Zu den prominenten Gästen zählten u.a. Regierungspräsident Wolfgang Winkler (1924-2005), Oberbürgermeister Hans Walter Wild (1919-2001), Staatssekretär Simon Nüssel (1924-2015) sowie die Abgeordneten Ortwin Lowack, MdB, und Walter Engelhardt (1939-2022), MdL. Damals, vier Monate nach seiner Gründung, gehörten dem Verein bereits 600 Mitglieder an. Weitere fünfzig traten während der Versammlung bei. 1988 zählte man bereits über 1.000 Mitglieder.

Oberstes Anliegen der Museumsfreunde war, dem Stadtmuseum zu einer geeigneten, dauerhaften und in der Stadtmitte befindlichen Heimstatt zu verhelfen. Favorisiert wurden die ehemalige Lateinschule und - zusätzlich - das Alte Rathaus. In der Lateinschule war jedoch noch die städtische Feuerwehr, im Alten Rathaus die Polizei untergebracht. Zwar war der Umzug von Polizei und Feuerwehr in geplante Neubauten schon länger im Gespräch, die zeitliche Umsetzung der Vorhaben jedoch noch nicht absehbar. Indes überraschten die "Freunde des Stadtmuseums" mit einer nahezu idealen Übergangslösung. Karl-Heinz Moll, Fabrikant und Vereinsmitglied, bot der Stadt frisch renovierte Räume im Erdgeschoss seines Anwesens Kanzleistraße 1, dem sog. Lüchau-Haus, zur Miete an. Das Museum könne sie als Interimsquartier nutzen und sofort einziehen. Die Stadt griff den Vorschlag auf, und schon am 5. Juli 1985 konnte das Stadtmuseum zur Eröffnung seiner neuen Ausstellungsräume einladen.

Längere Zwischenlösung

Die Zwischenlösung dauerte deutlich länger als ursprünglich geplant. Erst 1988 zog die Feuerwehr aus der Alten Lateinschule aus. Archäologische Grabungen (1989/90), Umbau und Restaurierung des Gebäudes (ab 1991) und die Verwirklichung eines neuen Museumskonzepts benötigten ihre Zeit. Auch der für 1994, zu Bayreuths 800-Jahrfeier vorgesehene Eröffnungstermin ließ sich nicht halten. Noch bis zum 27. Juni 1996 mussten die Bayreuther ausharren, ehe sie "ihr" Stadtmuseum und seine neu aufgestellte Sammlung im neuen Quartier bestaunen durften. Die Zeit der Provisorien und Interimslösungen war endlich vorüber! Der Neuanfang kam auch in einer Namensänderung zum Ausdruck. Aus dem Stadtmuseum wurde das "Historische Museum der Stadt Bayreuth". Der einstige Wunsch der Museumsfreunde aber, dem Museum zusätzlich zur Lateinschule auch die Räume des Alten Rathauses zu sichern, blieb unerfüllt. Die Stadtväter hatten das Gebäude schon 1990 zum Sitz des neuen Kunstmuseums bestimmt.

Namensänderung

Dass die "Freunde des Stadtmuseums" mit der Neueröffnung des Historischen Museums ihr Hauptziel erreicht hatten, hinderte sie keineswegs, sich als Förderverein auch weiterhin für die Belange "ihres" Museums einzusetzen. Im Gegenteil! Sie aktualisierten den Vereinsnamen zu "Freunde des Historischen Museums Bayreuth e.V." und fuhren fort, für das Museum zu werben und es, wo irgend möglich, in seiner Arbeit zu unterstützen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Seit seiner Gründung hat der Verein dem Museum insgesamt rund 470.000 Euro zugewendet! Wofür diese Mittel eingesetzt wurden, mögen ein paar Beispiele veranschaulichen:

  • 1987: Restaurierung eines Modells der Eremitage aus dem 19. Jh.
  • 1991: Ankauf einer Sänfte des 18. Jhs.
  • 1997: Herausgabe des Bestandskatalogs der Sammlung Burkhardt "Bayreuther Fayencen"
  • +
  • 2018-2020: Finanzierung einer Kraft zur Erforschung der Industriegeschichte Bayreuths
  • 2019: Finanzierung des neuen Museumslogos
  • 2020: Goldfarbe für einen Markgrafenraum bei der jüngsten Museumsneugestaltung
  • 2021: Kauf einer mittelalterlichen Sturmhaube (Replik) für die Museumspädagogik
  • 2022: Druckkostenzuschuss für den neuen Auswahlkatalog der Museumsbestände
  • 2022: Aufstockung der Stelle für Museumspädagogik

Vielfältiges Vereinsleben

Die Vorstandschaft der Museumsfreunde gestaltete in all den Jahren ein vielfältiges Vereinsleben. Vorträge, Museumsgespräche und Jahresgaben hielten das Interesse am Historischen Museum und seinen Beständen wach. Legendär sind die Tagesausflüge und kultur- und wirtschaftsgeschichtlichen Exkursionen, die im Frühling und Herbst eines jeden Jahres angeboten wurden und stets in Windeseile ausgebucht waren. Ihre Organisatoren, Dorle Lauterbach und Prof. Dr. Jörg Maier, begeisterten immer wieder durch die Auswahl sehenswerter, oft kaum bekannter Ziele sowie durch kundige und liebenswürdige Reiseleitung. All diesen Aktivitäten zum Trotz ging die Zahl der Vereinsmitglieder langsam aber sicher zurück. Die Gründung des Vereins liegt Jahrzehnte zurück. Die Mitglieder aus den Anfangsjahren sind alt geworden, nicht wenige verstorben. Die nachwachsende Generation aber lässt sich leider nur schwer für den Museumsgedanken begeistern. Heute gehören dem Verein rund 350 Personen an.

Ein Vierteljahrhundert nach seiner Neueröffnung in der Lateinschule war auch das Historische Museum in die Jahre gekommen. Eine grundlegende Renovierung des Gebäudes stand an. Auch war die Zeit gekommen, die Konzeption der ständigen Ausstellung neu zu überdenken und der Jetztzeit und ihren Möglichkeiten anzupassen. Dafür musste das Museum vorübergehend geschlossen werden. Kaum hatten die Sanierungsarbeiten begonnen, brachte die Corona-Pandemie mit ihren Beschränkungen das kulturelle Leben weitgehend zum Erliegen und rückte die Wiedereröffnung des Historischen Museums in weite Ferne. Immerhin mussten Sanierungsarbeiten und Neukonzeption nun nicht bei laufendem Betrieb vorgenommen werden. Nach drei Jahren Baustelle und Corona wird das Historische Museum im Frühjahr 2023 endlich wieder zugänglich.

Die Museumsfreunde aber haben die schwierigen Jahre genutzt, sich neu aufzustellen, mit frischem Schwung das sanierte und neu konzipierte Historische Museum zu unterstützen und darüber hinaus aus aktuellem Anlass auch das Stadtarchiv zu fördern. Seit vielen Jahrzehnten werden Museum und Stadtarchiv in Personalunion geleitet. Schon allein dadurch sind beide Einrichtungen einander eng verbunden. Darüber hinaus befindet sich das Stadtarchiv in einer ähnlichen Situation wie das Stadtmuseum in den 1980er Jahren. In einem dringend sanierungsbedürftigen historischen Bau untergebracht, leidet es unter extremer Raumnot und kann seine gesetzlich festgelegten Aufgaben derzeit nur bedingt erfüllen. Immerhin hat der Stadtrat 2022 gegen manche Widerstände beschlossen, das frei gewordene Leers'sche Waisenhaus in St. Georgen zu sanieren und dort die Verwaltung des Stadtarchivs unterzubringen. Dahinter aber soll ein modernes und großzügiges Magazin gebaut werden, das die Raumprobleme des Archivs auf viele Jahre hinaus beheben wird.

Diese Pläne wollen die "Freunde des Historischen Museums" wohlwollend, aber auch kritisch begleiten. Aus Erfahrung wissen sie, dass sich die Umsetzung solcher Beschlüsse nicht selten verzögert und einen langen Atem erfordert. Um ganz legitim nicht nur das Historische Museum, sondern auch das Stadtarchiv fördern und unterstützen zu können, haben sie auf ihrer Mitgliederversammlung vom 15. November 2022 den Vereinsnamen der erweiterten Zielsetzung angepasst. Der Verein heißt nun "Freunde von Stadtarchiv und Historischem Museum Bayreuth e.V.". Analog wurde auch die bisherige Satzung aktualisiert. Um die Neuausrichtung des Vereins haben sich nicht zuletzt Dr. Norbert Aas und Benjamin Breuer verdient gemacht, die leider kurz hintereinander aus triftigen Gründen das Amt des 1. Vorstandes niederlegten. Die in ihrer Amtszeit begonnene Neubelebung und -ausrichtung des Vereins setzt die aktuelle Vorstandschaft fort.

Vorstände des Vereins von seiner Gründung bis zur Gegenwart

1. Vorstand 2. Vorstand
1984-1986 Barbara Froemel-Feustel Prof. Dr. Jörg Maier
1987-1993 Prof. Dr. Jörg Maier Prof. Dr. Rolf Monheim
Bis zum Jahr 2016 leitete dann Dr. Klaus Bayerlein als 1. Vorstand die Geschicke des Vereins, unterstützt von den jeweiligen 2. Vorständen und den übrigen Vorstandsmitgliedern. Das langjährige Wirken und Engagement Dr. Bayerleins sei an dieser Stelle ausdrücklich hervorgehoben und gewürdigt.
2016-2021 Dr. Norbert Aas Dr. Klaus Bayerlein
2021-2022 Benjamin Breuer Dorle Lauterbach
seit 2022 Dorle Lauterbach Klaus Höreth

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